Verbundenheit mit dem eigenen Körper durch Yoga

So bringen Ödempatienten Körper, Geist und Seele in Einklang

Yoga bei Lipödem und Lymphödem

Österreich im Yoga Fieber

Yoga entwickelte sich in den letzten Jahren zu einer absoluten Trendsportart. In einer Studie über weltweite Fitnesstrends belegt Yoga aktuell Platz sieben.1 Die jahrtausendealte, aus Indien stammende Praxis verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz: Körper, Geist und Seele in harmonische Einheit bringen. Oberstes Ziel ist die Selbsterkenntnis, die häufig das körperliche Befinden verbessert. Yoga macht fitter, beweglicher und entspannter. Sicherlich einer der Gründe, weshalb die UNESCO es 2016 zum immateriellen Weltkulturerbe erklärte.2

Yoga für jedermann

Mit den Jahren etablierten sich Dutzende Yoga-Stile: vom beschaulichen Yin-Yoga über das schweißtreibende Power- Yoga bis hin zum Bikram-Yoga, das bei einer Raumtemperatur von 40 Grad Celsius und bei 40 Prozent Luftfeuchtigkeit praktiziert wird. Generell ist für Patienten mit Lip- oder Lymphödem eine Variante des Hatha-Yoga gut geeignet. Es zeichnet sich durch ausgiebiges Üben verschiedener Yoga- Posen aus, auch Asanas genannt. Die Übergänge zwischen den Asanas erfolgen oft fließend. Yoga regt den Stoffwechsel an, unterstützt den Lymphabfluss und stärkt die Muskulatur. 

Wir trainieren damit Kraft, Flexibilität und Gleichgewichtssinn. Darüber hinaus ist Yoga eine sehr meditative Sportart: Es schenkt Momente des Wohlbefindens, wovon auch die psychische Gesundheit profitiert. Besonders praktisch: Beim Yoga kann in der Regel jeder selbst entscheiden, mit welcher Intensität er Bewegungen ausführt. Dennoch sollten Interessierte vorab mit ihrem Arzt klären, wie Yoga in ihren Therapieplan passt.

Yoga-Tipps für Einsteiger

Um mit Yoga zu beginnen, braucht es nur eine Gymnastikmatte und ein bequemes Outfit. Als kleine Hilfe kommt oft ein Yoga-Block zum Einsatz. Hier tut es für den Anfang aber auch ein Bücherstapel – ein extradickes Lexikon reicht schon. Wer Schmerzen beim Hinknien hat, legt sich ein kleines Kissen unter. Wenn möglich, sollten Kompressionsstrümpfe – wie generell beim Sport – auch beim Yoga getragen werden. Sie unterstützen die Muskulatur und steigern den Abtransport von Lymphflüssigkeit.

Digitale Angebote eignen sich gut, um erste Erfahrungen zu sammeln. Wer auf den Geschmack kommt, kann in einem Yoga-Studio eine kostenlose Schnupperstunde absolvieren. Trotzdem gilt: Bewegung ist nur eine von mehreren Maßnahmen in der Ödemtherapie. Selbstmanagement, konsequente Kompression, Hautpflege und gegebenenfalls Lymphdrainage sind ebenso wichtig für den Erfolg.

 

„Jeder Mensch profitiert von Yoga“

Stark, entspannt und selbstbewusst – Claudia Iberle ist "Yoga-Beauftragte" bei medi.

Hauptberuflich arbeitet sie im Marketing des Hilfsmittelherstellers am deutschen Hauptsitz in Bayreuth. Privat sind ihre großen Leidenschaften Schauspiel, Laufen und natürlich Yoga. Seit 2016 unterrichtet Claudia Iberle als Yoga-Lehrerin eigene Klassen in Bayreuth.  

Frau Iberle, was ist das Besondere für Sie am Yoga?

„Yoga spricht mich ganzheitlich an. Ich erspüre meinen Körper durch die Bewegungen und bringe meinen Geist zur Ruhe durch den Fokus auf das Atmen. Nach einer Yoga- Einheit bin ich sowohl gekräftigt als auch entspannt. Das Beste: Wirklich jeder Mensch profitiert von Yoga. Auch Rollstuhlfahrer oder Prothesenträger können sitzend Yoga-Übungen ausführen. Ganz gleich, welches Gewicht ich habe oder wie mobil ich bin – es finden sich für jeden passende Asanas.“

Weshalb empfehlen Sie Ödempatienten Yoga zu praktizieren?

„Ödempatienten leben mit besonderen körperlichen Herausforderungen. Sie haben oft Schmerzen und Schwellungen in den Armen oder Beinen. Dazu kommt der mentale Stress, den eine chronische Krankheit auslösen kann. Yoga ist aus meiner Sicht ein idealer Einstiegssport für Lip- und Lymphödem- Patienten, weil sich schon einfache Übungen positiv auf unser Wohlbefinden auswirken. Außerdem stärkt Yoga das Körperbewusstsein und damit langfristig das Selbstbewusstsein.“

Worauf sollte der Fokus bei den Yoga-Übungen liegen?

„Körperlich konzentrieren wir uns auf den Kraftaufbau im Oberkörper. Eine starke Mitte führt zu einer aufrechten Haltung, entlastet Hüft-, Knie- sowie Fußgelenke und fördert zugleich das Selbstbewusstsein. Dies unterstützen wir durch Stehpositionen, zum Beispiel den Krieger. Die sanften Bewegungsabläufe regen außerdem den Lymphfluss im gesamten Körper an.“

Was raten Sie Anfängern?

„Probiert aus, was für euch funktioniert und wobei ihr euch wohlfühlt. Bin ich nur wenig mobil oder dehnbar, dann führe ich die Übungen soweit aus, wie es schmerzfrei geht und nutze Hilfsmittel wie Blöcke oder Kissen. Lasst euch im Zweifel durch euren Arzt oder Therapeuten beraten. Es gibt inzwischen tolle Möglichkeiten, Yoga in den Alltag zu integrieren und langfristig eine gesundheitsfördernde Routine zu entwickeln.“

Frau Iberle, vielen Dank für das Gespräch.

Quellen

Thompson WR. Worldwide survey of fitness trends for 2019. ACSM's Health & Fitness Journal 2018;22(6):10-17. Online veröffentlicht unter: https://journals.lww.com/acsm-healthfitness/Fulltext/2018/11000/WORLDWIDE_SURVEY_OF_FITNESS_TRENDS_FOR_2019.6.aspx (letzter Zugriff 20.05.2019).

2 Yoga. Online veröffentlicht unter: https://ich.unesco.org/en/RL/yoga-01163 (letzter Zugriff 20.05.2019).