Gonarthrose

Verschleiß im Kniegelenk

Gonarthrose

Worum handelt es sich bei einer Gonarthrose?

Eine Gonarthrose ist ein sich schrittweise entwickelndes, nicht primär entzündliches, degeneratives Leiden (Arthrose) des Kniegelenks. Bei dieser Gelenksabnutzung wird Knorpelmasse abgebaut. Ein Rückgang oder Fehlen dieser Pufferzone zwischen den Knochen führt zu schmerzhaften Abnutzungserscheinungen im Kniegelenk. Patienten klagen normalerweise über schmerzende Knie, wenn Sie in die Hocke gehen, Stiegensteigen oder nach längerer Ruhephase im Sitzen oder Liegen. Charakteristisch ist bei dieser Erkrankung auch der „Anlaufschmerz“ in der Früh. Die steifen Knie lassen sich erst nach einiger Zeit schmerzfrei bewegen. Bei abgenutzten Kniegelenken treten häufig Entzündungen auf. So entwickelt sich eine nicht-entzündliche Gonarthrose zu einer aktivierten Gonarthrose mit Entzündungsphasen. Diese Phasen sollten durch Medikation möglichst eingeschränkt werden.

Gonarthroseformen

Das Kniegelenk verbindet drei verschiedene Knochen:

  • Oberschenkelknochen (Femur)
  • Kniescheibe (Patella)
  • Schienbein (Tibia)

Wo die Knochen aufeinandertreffen, sind sie mit einer Knorpelschicht überzogen. Genau dort kommt es zum Verschleiß. Der Gelenkabschnitt zwischen Oberschenkel und Schienbein umfasst zwei Gelenkanteile: den inneren (medialen) und äußeren (lateralen) Anteil. In der Fachsprache bezeichnet man dies als die verschiedenen Kompartimenten im Knie.

  • Mediale Gonarthrose: Es handelt sich um eine mediale Gonarthrose, wenn das innere Kompartiment des Kniegelenks Abnutzungserscheinungen aufweist.
  • Laterale Gonarthrose: Betrifft die Kniearthrose den äußeren Abschnitt, handelt es sich um eine laterale Gonarthrose.

Arthrosen sind global gesehen die Spitzenreiter bei Gelenkskrankheiten. In Österreich zeichnet sich dasselbe Bild ab. Im Alter steigt das Risiko einer Arthroseerkrankung: Bei den ab 60-Jährigen leiden 29 % der Österreicher darunter1.

Ursachen für Gonarthrose

Meist ist es nicht möglich, eine konkrete Ursache für eine Kniegelenksarthrose festzustellen, da es sich um „primäre Gonarthrosen“ handelt, die durch Knorpelverschleiß als Alterserscheinung entstehen. In anderen Fällen kann eine Beinfehlstellung (O- oder X-Beine), spezielle Krankheiten oder Verletzungen zur Gelenkabnutzung führen. Diese Fälle werden als „sekundäre Gonarthrose“ bezeichnet. 

Symptome bei Kniearthrosen

Typische Anzeichen einer Gonarthrose sind:

  • Schmerzende Knie beim Stiegensteigen oder beim Gehen über Unebenheiten.
  • Wenn man sich nach einer längeren Pause wieder bewegt, ist der Schmerz sehr intensiv (Anlaufschmerz), lässt aber allmählich nach. Bei längerer Aktivität kommen die Schmerzen allerdings wieder (Belastungsschmerz).
  • Eine zusätzliche Gewichtsbelastung intensiviert die Schmerzen.
  • Bei anhaltenden Beschwerden kann das Knie anschwellen.
  • Ist die Erkrankung bereits weit fortgeschritten, kann es zu einem hörbaren Knirschen und Knacken im Gelenk kommen.
  • Feuchtkaltes Wetter beeinträchtigt das Kniegelenk noch zusätzlich.

Je nach Krankheitsfortschritt können die Symptome stärker zu Tage treten: Das Knie schmerzt öfter und schneller und die Beweglichkeit ist vermindert.

Die verschiedenen Stadien der Arthrose: Schweregrade bei Gelenkabnutzung

Je nach Abnutzungsstufe des Kniegelenks, unterscheidet die Fachwelt vier Schweregrade der Gonarthrose:

Schweregrad Gonarthrose
  1. Gonarthrose Grad I

    Der Knorpel ist noch intakt, aber bereits weich. Es kommt noch nicht zu Beschwerden und das Gelenk funktioniert noch einwandfrei.

  2. Gonarthrose Grad II

    Es bestehen erste Schädigungen der Zellstruktur des Knorpels und seine Oberfläche ist angeraut. Meist schmerzt das Knie noch nicht und funktioniert noch normal.

  3. Gonarthrose Grad III

    Es gibt Schäden an der Knorpeloberfläche und Risse entstehen. Aufgrund der verschlissenen Knorpelschlicht, leiden Patienten unter Schmerzen.

  4. Gonarthrose Grad IV

    Es ist kein Knorpel mehr vorhanden und ohne die Schutzschicht reiben die Knochen direkte aufeinander. In der Fachsprache wird dies „Knochenglatze“ genannt. Durch den Verschleiß ist das Knie steif, schwillt an und entzündet sich. Deutliche Schmerzen und Gelenkergüsse sind die Folge.

Ursachen und Verlauf von Gonarthrose

Sportmediziner Dr. Matthias Marquardt informiert über die Symptome, Ursachen und den Krankheitsverlauf von Gonarthrose.

Risiken für Gonarthrose

Sport- und Freizeitunfälle

Meniskus- und Bänderverletzungen können eine vorzeitige Abnutzung der Gelenksknorpelschicht nach sich ziehen und den natürlichen Verschleißprozess vorantreiben. Zu den häufigsten Kniegelenksverletzungen zählt ein eingerissenes vorderes Kreuzband (VKB). Durch eine solche Verletzung wird das Knie meist instabil, was den Knorpelverschleiß (die Knorpeldegeneration) beschleunigen kann und damit eine Arthrose begünstigt3.

Zu wenig Bewegung

Für eine optimale Ernährung des Knorpels braucht es körperliche Aktivität. Knorpel haben keine Durchblutung, deshalb kann der Abbau von Stoffwechselprodukten und die Nährstoffaufnahme nur über Bewegung erfolgen. 

Genetische Vorbelastung

Angeborene X- oder O-Beine, Fußdeformationen, Beinlängendifferenzen und Knorpelschwächen können eine Gonarthrose zur Folge haben.

Übergewicht

Zu den höchsten Risiken einer Arthroseerkrankung zählt Übergewicht, da es die Abnutzung des Knorpels vorantreibt.

Berufliche Überlastung

Bei Berufen mit hoher körperlicher Belastung, wie Bauarbeiter oder Fliesenleger, schreitet die Knorpelabnutzung schneller voran.

Sportliche Überlastung

Im Leistungssport werden die Knie häufig überlastet und die Knorpelmasse verschleißt schneller.

Stoffwechselerkrankungen

Ändert sich der Stoffwechsel des Knorpels, nimmt die Knorpelversorgung ab.

Prophylaxe gegen Gonarthrose

Überflüssige Kilos über viele Jahre hinweg wirken belastend auf die Kniegelenke. Das steigert das Arthroserisiko um ein Beträchtliches. Durch das zusätzliche Gewicht nutzen sich die Gelenke aufgrund der Überlastung viel rascher ab. Ab einem BMI (Body-Maß-Index) von 25 spricht man von Übergewicht. Ein BMI von 30 oder darüber wird als Adipositas oder starkes Übergewicht bezeichnet. Deshalb ist Arthrosepatienten eine Gewichtsreduktion dringend anzureiten.

BMI-Rechner

Hier können Sie Ihr persönliches Verhältnis zwischen Gewicht und Größe herausfinden.

Tipps für mehr Lebensqualität – es liegt in Ihrer Hand

Patienten mit Kniearthrose stehen einige Maßnahmen zur Verfügung, mit denen sie selbst gegen die Schmerzen aktiv werden und die Therapieresultate verbessern können: Nehmen Sie die Zügel in die Hand! Mit einer ausgewogener Ernährung, konsequenter Gewichtsreduktion und sportlicher Betätigung kann man die Erkrankung positiv beeinflussen.

Ernährung bei Kniegelenksarthrose

Wie erwähnt ist die Ernährung ein wichtiger Einflussfaktor bei der Bildung einer Gonarthrose. Durch eine veränderte Ernährung kann die Krankheit zwar nicht geheilt werden, es ist jedoch erwiesen, dass die Progression gebremst werden kann. Aus diesem Grund beschäftigen sich Wissenschaftler mit dem Wechselspiel zwischen Ernährung und Arthrose.

Experten-Interview zum Thema Gonarthrose

Gonarthrose Ernährung Interview Dr. Marquardt

Wie wirkt sich die Diagnose „Gonarthrose“ im täglichen Leben aus? Ist eine Ernährungsumstellung erforderlich? Welche Rolle spielt der Sport – ist er schädlich oder nützlich?

Dr. med. Matthias Marquardt, Facharzt für Innere Medizin, Sportmedizin und Chirotherapie klärt im Interview alle Fragen zur Prophylaxe gegen Knorpelabnutzungen.

Richten Sie Ihr Augenmerk auf Ihre Ernährung und Ihr Gewicht: Studie zu Gewicht und Gonarthrose

Eine australische Studie beschäftigte sich mit dem Einfluss von Übergewicht auf die Gonarthrose. Ohne Übergewicht kommt es erst bei älteren Menschen zu einer Gonarthrose. Bei gesunden Betroffenen mit Übergewicht beginnt der Knorpelverschleiß bereits viel früher.

Körperliche und sportliche Aktivitäten bei Gonarthrose

Ist es nun besser, Sport zu treiben oder begünstigt er die Arthrose? Eines kann man ganz klar sagen: Sportliche Aktivitäten sind als Vorbeugung oder zur Beschwerdenlinderung bei bestehender Gonarthrose unabdingbar! Wenn das Knie schmerzt, wird es oft fälschlicherweise stillgehalten, in der Annahme, es zu schonen. Doch das ist kontraproduktiv. Gerade mangelnde Bewegung ist einer der Hauptauslöser von Kniearthrosen.

Spezialtraining für die schmerzenden Kniegelenke sorgt für eine kräftigere Muskulatur und ein besseres Koordinationsvermögen. Regelmäßige Aktivität fördert die Produktion der Gelenkschmiere, was die Wahrscheinlichkeit von Verschleißerscheinungen reduziert.

Welche Sportarten sind bei Kniegelenksarthose zu empfehlen?

Empfehlenswerte Sportarten mit schonenden Bewegungsabläufen

  • Schwimmen
  • Wassergymnastik
  • Radfahren
  • Golf
  • Langlaufen
  • Walken

Nicht empfehlenswerte „Kontaktsportarten“

  • Fußball
  • Skifahren
  • Tennis
  • Volleyball

Hören Sie auf Ihren Körper, wenn Sie Sport treiben. Jede Art der sportlichen Überlastung sollte vermieden werden. Konsultieren Sie im Zweifelsfall Ihren Arzt.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Kniegelenksarthrose?

Arthrose kann zwar nicht mehr rückgängig gemacht werden, aber man kann sich mit der richtigen Therapie das Leben erleichtern und die Schmerzen reduzieren.

Konservative Therapie

Behandlung ohne Medikamente

  • Orthopädische Produkte (z. B. Schuheinlagen, Orthesen, Bandagen)
  • Physio- oder Bewegungstherapie
  • Physikalische Behandlung (z. B. Magnetfeldtherapie, Ultraschall, elektrische Stimulation, Stoßwelle)
  • Ergotherapie
  • Alternative Therapien (z. B. Akupunktur, aquatisches Training)

Behandlung mit Medikamenten

  • Medikamente (Schmerzmittel, Entzündungshemmer)

Therapie und Hilfsmittel bei Gonarthrose

Sportmediziner Dr. Matthias Marquardt informiert über die Therapieoptionen und den Einsatz möglicher Hilfsmittel bei Gonarthrose.

Sechs einfache Übungen für daheim

Körperliche Betätigung, die keine Schmerzen verursacht, kann die Progression der Gonarthrose bremsen. Die folgenden Übungen sind nicht nur für Arthrosepatienten zu empfehlen. Sie können allgemein die Beweglichkeit fördern und für mehr Fitness sorgen.

1. Übung: Beinheben auf Stuhl mit Physio-Band

Binden Sie das Physio-Band mit einer 30 cm langen Schlaufe an ein Stuhlbein. Setzen Sie sich auf den Stuhl und geben Sie Ihr Sprunggelenk in die Schlaufe. Heben Sie das Bein etwas an (etwa eine Fußlänge) und entspannen Sie es danach wieder. Pausieren Sie vor der nächsten Wiederholung für 10 Sekunden.

10 Wiederholungen

4. Übung: Beinheben auf dem Rücken

Legen Sie sich in Rückenlage auf den Boden, die Knie sind angewinkelt, die Füße stehen flach auf dem Boden. Heben Sie das rechte Bein 6–10-mal gerade nach oben und setzen Sie es danach wieder ab. Wiederholen Sie die Übung mit dem linken Bein. Pausieren Sie dazwischen 90 Sekunden lang.

3 Wiederholungen

2. Übung: Fußheben auf Stuhl

Setzen Sie auf einen Stuhl. Heben Sie nacheinander die Zehen und Fersen bei beiden Füßen in die Höhe. Der restliche Fuß bleibt jeweils auf dem Boden.

10 Wiederholungen

5. Übung: Radfahren auf dem Rücken

Legen Sie sich in Rückenlage auf den Boden, beide Beine werden leicht angewinkelt angehoben. Führen Sie nun ca. 2–3 Minuten lang Radfahrbewegungen in der Luft aus. Pausieren Sie dazwischen 90 Sekunden lang.

2 Wiederholungen

3. Übung: Seitliches Beinheben mit Physio-Band

Binden Sie das Physio-Band zu einer Schlaufe mit etwa 30 cm Durchmesser. Legen Sie sich seitlich auf den Boden. Geben Sie das Physio-Band um beide Sprunggelenke. Heben Sie das oben liegende gestreckte Bein in die Höhe. Dabei dehnt sich das Physio-Band. Führen sie das Bein wieder nach unten, während das Band weiterhin gespannt bleibt. Pausieren Sie vor der nächsten Wiederholung für 10 Sekunden.

5 Wiederholungen pro Bein

6. Übung: Kniebeugen an der Wand

Stellen Sie sich mit dem Rücken an eine Wand. Beugen Sie nun die Knie, sodass sie an der Wand ein Stückchen heruntergleiten und die Oberschenkel einen 90-Grad-Winkel zur Wand bilden. Bleiben Sie 10 Sekunden lang in dieser Position.

5 Wiederholungen

Operative Eingriffe

Zur Erhaltung des Gelenks

Arthroskopie (Gelenkspiegelung)
Die Arthroskopie ist eine nicht sehr häufig eingesetzte Therapieform. Dabei wird eine Kamera (Endoskop) ins Gelenk geführt, um eine Diagnose zu ermöglichen und die Bestimmung einer passenden Behandlung zu erleichtern.

Osteotomie
Die Osteotomie dient der Entnahme oder des Einsetzens eines Knochenkeils zur Korrektur von einseitigen Fehlstellungen oder Arthroseschäden im Kniegelenk. Dadurch wird die Beinachse berichtigt, was eine Entlastung des Knorpelmaterials nach sich zieht und die Abnutzung reduziert.

Ersatz des Gelenks

Teilgelenk-Ersatz
Betrifft die Gonarthrose nur eine Gelenkseite, kann eine operative Maßnahme Abhilfe schaffen. Beim Teilgelenkersatz bleibt die gesunde Gelenkseite erhalten und wird mit Kunststoff- oder Metallkomponenten ergänzt. Eine andere Bezeichnung für diesen Eingriff ist unikompartimenteller Kniegelenk-Ersatz.

Vollständiger Gelenkersatz (Knie-Vollprothese)
Ist die Knochenoberfläche des Kniegelenks beidseitig zu stark beschädigt und der Patient leidet unter extremen Schmerzen, die nicht konservativ therapiert werden können, kommt diese Operation zur Anwendung. Beim Eingriff wird die zerstörte Gelenksoberfläche durch Kunststoff- und Metallkomponenten ausgetauscht. Ihre Form ist der natürlichen Anatomie des Kniegelenks nachempfunden.

Quellen

1 Arthrose. Gesundheitsberichterstattung des Bundes; Heft 54. Herausgeber: Robert Koch-Institut, Berlin 2013. Online veröffentlicht unter: www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsT/arthrose.pdf (Letzter Zugriff 27.02.2018).

2 Fuchs J. et al. Prävalenz ausgewählter muskuloskelettaler Erkrankungen. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). 2013;56(5-6):678–686.

3 Paschos NK. Anterior cruciate ligament reconstruction and knee osteoarthritis. World J Orthop. 2017;8(3):212–217.

Der Arzt stellt die Diagnose und entscheidet über die Therapie. Bei Notwendigkeit kann er medizinische Hilfsmittel (z. B. von medi) verordnen. Im medizinischen Fachhandel wird der Patient von geschultem Personal vermessen und erhält sein medizinisches Hilfsmittel für seine individuellen Bedürfnisse.

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